Die Tage vor dem Marathon

 

Am Freitag Nachmittag machte ich mich auf dem Weg nach Bielefeld zu meiner Mutter. In den vier Stunden im Zug habe ich mir meine

Taktik zurecht gelegt :

 

- das Wichtigste wird sein, sich nicht von den Zuschauern oder von dem nervösen Treiben beeindrucken zu lassen, immer die Ruhe bewahren !!

 - Mein zeitliches Ziel war zwischen 3:30 und 4:00 Stunden angedacht und auf keinen Fall aufgeben !!

 

Der Samstag ging eigentlich sehr schnell vorbei, ich war eigentlich nicht nervös. Im Gegenteil : Es machte sich eine Art Vorfreude

breit; endlich kann ich sehen was die 10 Wochen Training gebracht haben.

 

Die Anreise

 

Sonntag morgens um 6 Uhr aufstehen und ein paar Brote mit Honig essen, dann ging es auch schon von Bielefeld per Zug nach Köln.

Am Bahnhof in Bielefeld haben wir dann Wilfried und seinen Fanclub getroffen, der mir netter Weise bereits meine Startunterlagen besorgt hatte.

 

Auf der Zugfahrt war ich eigentlich ziemlich müde und konnte die Aufregung um mich herum nicht ganz verstehen, bin ja schliesslich nicht der erste

Mensch der einen Marathon läuft :-)

 

 

Köln Marathon - oder die etwas andere Stadtbesichtigung

 

 

Als ich dann endlich in Köln-Deutz war, bin ich ziemlich schnell in meinem blauen Startblock verschwunden, nur noch schnell ein Photo :-)

Nichts wie rein in die Menge und da stand ich dann eine halbe Ewigkeit. Um genau zu sein fast eine halbe Stunde.

Ich war allerdings sehr ruhig und entspannt, meine Herzfrequenz von 60 lässt sogar eher darauf schliessen, das ich kurz vor dem Einschlafen war :-)

Und dann ging es endlich los: Zu den Klängen von BAP “ Verdammt lang her” ging es um 12.00 Uhr über die Startlinie. Es ist schon faszinierend wie viele Menschen sich bei diesem Wetter an den Strassenrand stellen und jeden anfeuern; diese Gedanken schiessen mir schon nach wenigen Metern durch den Kopf und ich bekomme eine leichte Gänsehaut.

Nach kurzer Zeit geht es über den Rhein, da weht es mich “ Leichtgewicht” fast von der Brücke:-) zum ersten Mal bin ich glücklich darüber, dass ich mich für die Weste entschieden habe. Überall herrscht eine tolle Stimmung, sogar aus der völlig überfüllten Strassenbahn winken einem die Menschen zu.

Nach ca. 7 km “Genusslauf” denke ich langsam mal an mein Ziel, nämlich möglichst nahe an die 3 Stunden 30 zu laufen. Das Motto lautet nun: Gas geben !! Das klappt auch auch zwischen km 7 und 21 sehr, sehr gut. Ich laufe ständig unter 4:50 Min. pro km und hatte nicht das Gefühl müde zu werden. Die Halbmarathonzeit mit 1:42:19 war auch wirklich nicht schlecht !!!

 

 

Immer wieder bekommt man auf der Strecke das “Gänsehautfeeling” und muss aufpassen, dass man nicht völlig unkontrolliert Gas gibt :-) Verschiedene Abschnitte waren der absolute Wahnsinn. Die langen Geraden, in denen man durch ein Gasse von Zuschauern läuft wie bei der Tour de France die Radfahrer oder dieser kleine Tunnel, in dem eine Band mit Trommeln war und man das Gefühl hatte, als würde man in ein ausverkauftes Stadion laufen. Auch die vielen Kinder an der Strecke, die sich freuen wie Schneekönige, wenn man sich bei Ihnen “abklatscht” gaben einem ein einzigartiges Gefühl.

 

 

Nach 21 km versuche ich etwas vom Tempo zu gehen, den schliesslich kommt jetzt der Teil des Laufes der für mich Neuland bedeutet. Ich laufe ständig leicht über 5 Minuten und nehme ab km 26 auch jede Verpflegungsstation mit und dann kommt bei km 30 der historische Moment :-)  ICH esse ein Stück Banane, aber nur weil die keine Curry Wurst hatten hehehe

 

 

Kilometer für Kilometer spüre ich wie sich langsam”Beton” in meinen Oberschenkeln anrührt und immer härter wird, ab km 33 ist mir klar: Die 3 Std 30 Min schaffst du nicht :-( Ich versuche mich allerdings sofort neu zu motivieren und nehme mir als nächste Ziel vor unter 3:40 Std. zu bleiben.

Bei Kilometer 38 kann ich sogar noch in die Kamera lächeln aber ich habe das Gefühl das ich nicht mehr laufe sondern irgendwie über den Asphalt stolpere.

 

 

Bei Kilometer 40 wollte ich eigentlich ein paar Schritte normal gehen, allerdings habe ich da eine Kamera vom WDR gesehen und mir schoss sofort folgender Gedanken durch den Kopf : Wenn du jetzt aufhörst zu laufen dann siehst das bestimmt irgendeiner deiner Freunde, also weiter :-)

 

 

Die letzten zwei Kilometer habe ich meinen Kopf auf “stur” umgestellt: Nix mehr sehen, nix mehr hören nur schauen, dass ich ins Ziel komme!!!! Ständig halte ich Ausschau nach dem Dom, das Teil ist doch so gross das muss man doch sehen ?!!?

Und endlich: Das Ziel :-) ich laufe durch und denke nur Gott sei Dank!!! Bei dem Blick auf die Uhr bin ich aber dann schon ein bisserl stolz 3:37:56 Std. und das im ersten Marathon :-)

 

 

In den Minuten nach dem Zieleinlauf erhole ich mich ziemlich schnell. Mir war zwar etwas kalt, aber ansonsten war alles ok. So etwas wie überschwengliche Freude stellt sich bei mir allerdings nicht ein, weil das Erlebte erst langsam verarbeitet werden muss.

 

 

Ich habe Euch hier noch die Ergebnisse meiner Stoppuhr zusammengestellt. :-)